Die Freiheit der Wissenschaft ist ein zentrales Leitprinzip liberaler Demokratien. Diese Freiheit ist in Deutschland grundgesetzlich verankert und wird über die öffentliche Finanzierung von wissenschaftlichen Einrichtungen und Aktivitäten auch materiell gesichert. Aus dieser Konstellation und vor dem Hintergrund zunehmend komplexerer gesellschaftlicher Herausforderungen wird der Ruf nach einer Übersetzung wissenschaftlicher Erkenntnisse zunehmend lauter. Unter Schlagworten wie „Third Mission“ und „transformative Wissenschaft“ nähern sich viele wissenschaftliche Akteure und Einrichtungen bereits diesen gesellschaftlichen Forderungen. Zugleich bleiben Wissenschaftsfreiheit und gesellschaftliche Verantwortung in einem Spannungsverhältnis: Wissenschaftsfreiheit bedeutet gerade auch die Befreiung wissenschaftlicher Aktivitäten von praktischen Verwertungslogiken und in seiner heutigen Verfasstheit belohnt das Wissenschaftssystem Third-Mission-Aktivitäten von Wissenschaftler*innen kaum.Gerade Sozialwissenschaften müssen sich mit dem Verhältnis von Wissenschaftsfreiheit und gesellschaftlicher Verantwortung auseinandersetzen, da sie sich nie vollkommen außerhalb ihres Untersuchungsbereichs bewegen. Sozialwissenschaftliche Forschung kann ein Bewusstsein für gesellschaftliche Phänomene schaffen, differenzierte Erklärungen und Deutungen anbieten und somit komplexe Entwicklungen mitbeeinflussen.Auf der Abschlusskonferenz des Forschungsinstituts für gesellschaftliche Weiterentwicklung (FGW) am 12. September 2019 haben wir mit Expert*innen der unterschiedlichen Ebenen des Wissenschaftssystems die Fragen nach der Freiheit und der Übersetzung von Forschung diskutiert. Mit dem Ziel, zu einer sozial integrierten Gesellschaft beizutragen, hat das FGW als unabhängiger wissenschaftlicher Verein in Kooperation mit der Landesregierung NRW in den letzten fünf Jahren gut 100 sozialwissenschaftliche Forschungsvorhaben initiiert und begleitet. Wir wollten insbesondere die Erfahrungen des FGW als Vermittler eines Austauschs zwischen Wissenschaft, Zivilgesellschaft und Politik ebenfalls reflektieren: Wie hat das FGW Forschung in gesellschaftlicher Verantwortung verstanden und umgesetzt? Wie kann ein Austausch zwischen unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen aufgebaut, gefördert und aufrechterhalten werden? Auf welche Weise hat das FGW die Wissenschaftsfreiheit zugleich gesichert und befördert? Die Reflexion der Erfahrungen des FGW soll konstruktiv zu den übergeordneten Fragestellungen sowie der fortlaufend auf nationaler und internationaler Ebene stattfindenden Diskussion um gute Wissenschaft und gute Wissenschaftspolitik beitragen